Passionately committed

Als Investorin gewinnen, als Philanthropin teilen. Die Schweizer Unternehmerin Carolina Müller-Möhl meistert den Spagat zwischen Business und gemeinnützigem Engagement mit Eleganz und Herzblut. Davon profitiert auch ihre jüngste Bekanntschaft: eine kenianische Elefantendame.

Interview: Daniela Fabian / Photos: Reto Guntli


Sie sind beruflich und privat ständig unterwegs. Reisen Sie gern?

Und wie! Es ist eine meiner grössten Leidenschaften. Etwa die Hälfte des Jahres bin ich im Ausland, beruflich vor allem in Europa und Amerika, privat zieht es mich nach Übersee. Ich liebe Kulturreisen, auf denen ich etwas lernen kann, bin aber auch ein Fan von Abenteuern. Als passionierte Taucherin gehören die faszinierenden Begegnungen mit der Unterwasserwelt oder den Wildtieren auf einer Safari zu meinen berührendsten Ferienerlebnissen.


Welches ist Ihre Lieblingsdestination?

Ich habe eine Affinität zu Afrika. Inzwischen habe ich einige Länder dieses faszinierenden Kontinents besucht, vor allem auch im Rahmen meiner philanthropischen Engagements. Seit kurzem bin ich im Board von «Space for Giants», einer internationalen Naturschutzorganisation, die sich weitsichtig für das Überleben von Elefanten und die Erhaltung ihres Lebensraums einsetzt: Das heisst, «Space for Giants» schützt Elefanten, indem beispielsweise Farmer unterstützt werden, deren Ernten von Elefanten zerstört worden sind, oder die Organisation bildet ehemalige Wilderer zu Rangern aus. In Afrika habe ich aber auch schon herausfordernde Orte besucht: In Kibera im Süden Nairobis, dem grössten Slum der Welt, war ich zweimal, weil ich dort verschiedene Schulprojekte besuchte.


In Kenia streift die Elefantenkuh Carolina durch den Busch, das bedächtige Tier wurde nach Ihnen benannt. Wie kam es dazu?

Meine Liebe zu Elefanten wurzelt in meiner Kindheit. Schon als kleines Mädchen wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einen Elefanten als Haustier. Das ging natürlich nicht, stattdessen häufte ich eine riesige Elefantensammlung an. Als ich letztes Jahr 50 wurde, wollte ich einen Schritt weitergehen. Anstelle eines Geburtstagsgeschenks bat ich Familie und Freunde um Spenden für «Space for Giants». Die Sammelaktion endete sensationell, als Dank «schenkte» man mir die Elefantenkuh Carolina, deren Routen ich nun dank eines Chips und einer App jederzeit auf Schritt und Tritt verfolgen darf.


Sie selber haben 2012 die Müller-Möhl Foundation ins Leben gerufen. Was ist das für eine Stiftung und welche Schwerpunkte setzt sie?

Wir sind eine operative Förderstiftung, nehmen also nicht Gesuche von Dritten entgegen, sondern wir kreieren eigene Projekte in der Schweiz, manchmal in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen. Wir setzen auf Bildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Förderung des hiesigen Wirtschaftsstandortes. Themen, die für eine zukunftsfähige Schweiz enorm wichtig sind. Wir wollen Berufsfrauen im Arbeitsmarkt beim Eintritt, beim Verbleib oder beim Wiedereinstieg nach der Familienzeit unterstützen. Damit Beruf und Familie besser vereinbart werden können, braucht es vor allem Investitionen in frühkindliche Betreuung und Bildung.


Als Philanthropin, Geschäftsfrau und Familienmensch engagieren Sie sich in drei wichtigen Bereichen. Klingt nach einer übervollen Agenda…

Stimmt, ich möchte in allen drei Bereichen stark involviert sein. Ich arbeite wahnsinnig gern. Ich will etwas umsetzen und bewegen. Ob als Unternehmerin, als Mandatsträgerin, mit meiner Stiftung oder als Tochter, Mutter, Partnerin, Freundin: Ich engagiere mich immer gerne mit vollem Einsatz.


Wie verführt man Sie dazu, einen Businesstermin sausen zu lassen?

Das kommt immer häufiger vor. (lacht) Wenn sich ein Treffen mit einem lieben Menschen ergibt. Ein tiefgründiges Gespräch, einen Spaziergang zu zweit finde ich beglückend.


Ihr Mann Ernst Müller-Möhl war ein sehr erfolgreicher Bankier, er stürzte 2000 mit einem Kleinflugzeug ab. Damals war Ihr gemeinsamer Sohn gerade zwei Jahre alt. Sie haben Ihrem Kind allein die Welt gezeigt…

Wir haben Jahr für Jahr Mutter-Sohn-Reisen unternommen, unser Ritual. Wir besuchten Afrika, China, Russland … Inzwischen studiert mein Sohn in Los Angeles, was meinem Fernweh sehr entgegenkommt.


Wie laden Sie Ihre Batterien auf?

Natürlich bin ich manchmal müde. Aber weil ich all meine Tätigkeiten gern ausführe, empfinde ich sie nicht als Verschleiss. Neuerdings lerne ich unter Anleitung eines Lehrers zu meditieren.


Der Dalai Lama sagte an der Weltfriedenskonferenz vor zehn Jahren: «The world will be saved by the Western women.» Einverstanden?

Dem Dalai Lama soll man nicht widersprechen. (lächelt) Klar ist: Wir können nicht so weitermachen wie bisher, angefangen mit der Ausbeutung von Menschen und des einzigen Planeten, den wir haben. Wichtige Schritte sind die Gleichstellung von Frauen, neue Unternehmenskulturen und bessere Kooperation zwischen sozialen Gruppen und Ländern. Noch schöner fände ich das Statement, wenn das «Western» wegfallen würde.


Das Interview mit Carolina Müller-Möhl ist am 17. Juni 2019 im SWISS UNIVERSE erschienen.

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