Bildung

Frühes Lernen ist wichtig


Carolina Müller-Möhl, wer sind Sie?

Carolina Müller-Möhl: Ich bin eine berufstätige Mutter, die versucht, ihr gesellschaftspolitisches Engagement und Interesse mit ihrem Beruf und Zeit für ihre Familie zu verbinden.


Sie sind bekannt als Chefin der Müller-Möhl Group. Was macht die Müller-Möhl Group, und was ist Ihre Aufgabe in ihr?

Die Müller Möhl-Group habe ich vor zehn Jahren gegründet, und seither bin ich ihre – sehr aktive – Präsidentin. Wir sind ein «Single Family Office» und beraten die Familie Müller-Möhl im Investment Management Prozess. Unsere Strategie basiert auf dem Grundsatz, in allen Anlagekategorien, in verschiedenen Ländern und Wirschaftszweigen zu investieren. Über diese Diversifikation können wir das Risiko verteilen und einschränken.


Gibt es soziale oder politische Aspekte, die sie dabei berücksichtigen?

Ja absolut. Wir schliessen gewisse Industriezweige komplett aus, zum Beispiel die Waffenproduktion, und investieren nicht in Ländern, die sich politisch nicht korrekt verhalten.


Warum engagieren Sie sich für Bildung?

Bildung ist zentral für jeden einzelnen wie auch für die Gesellschaft. Und lebenslanges Lernen sollte für jedermann Pflicht sein. Für mich persönlich ist entscheidend, wo ich in Sachen gesellschaftspolitischem Engagement den grössten Hebel ansetzen kann. Klar war von Anfang an, dass ich mich in der Schweiz engagieren will. Ich lebe in der Schweiz, kenne viele Menschen, die politisch Einfluss nehmen können. Wir müssen dem Bildungsstandort Schweiz Sorge tragen. Das hat uns als Land, als Staat erfolgreich gemacht. Ruhm, Schönheit, Geld, Position, können jederzeit abhanden kommen, aber was dir keiner nehmen kann, ist das, was du gelernt hast, pflegte mein Vater immer zu sagen. An diesen Ratschlag halte ich mich heute noch.


Was sind Ihre persönlichen Affinitäten im Bildungsbereich?

Meine persönlichen Affinitäten sind die Volksschule in Kombination mit der Förderung im jungen Alter, also der frühkindlichen Bildung, dort wo alles beginnt. Die Studien die mir zugänglich sind, bestätigen, dass frühes Lernen wichtig ist. Ich sehe es bei mir selber. Ich habe den Montessorikindergarten besucht, war früh in einem Klassenverbund. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir nicht den Weg eines Zweiklassensystems gehen. Ich habe enorm profitiert von der Volksschule.


Was bedeutet Ihnen die Stiftung Pestalozzianum?

Die Stiftung Pestalozzianum ist der Ort, an dem ich meine Anliegen betreffend Bildung verfolgen kann. Es ist eines meiner ersten Stiftungsratsmandate. Ich schätze bis heute die Zusammenarbeit im Stiftungsrat, in dem verschiedene Bereiche des Bildungswesens vertreten sind. Diese Kontakte sind bereichernd.


Wo würden Sie in der Arbeit der Stiftung in Zukunft Schwerpunkte setzen?

Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, sich als Stiftung mit anderen Playern zusammen zu schliessen, damit Kapital und Wissen besser genutzt werden kann. Nicht jeder muss das Rad neu erfinden, es ist wichtig Synergien zu nutzen. Mit einer Zusammenarbeit mit anderen Stiftungen kann man mehr erreichen. Wenn man davon ausgeht, dass das Stiftungskapital in der Schweiz zwischen 40 und 60 Milliarden beträgt, dann könnte man einiges bewegen …


Haben Sie einen Traum für die Zukunft des Schweizer Bildungswesens?

Ich würde mir wünschen, dass wir in der Bildung die absolute Spitzenposition weltweit aber sicherlich europaweit innehmen. Dass wir nicht den letzten Wagen am Zug abgeben, sondern eher im Führerstand der Lokomotive stehen. Ich glaube, dass wir die Kapazität und die Kompetenz dazu haben. Mein Wunsch wäre immer gewesen, eine Studie zur Bildungslandschaft Schweiz zu lancieren. Diese Studie würde aufzeigen, wie man die vorhandenen Mittel optimal einsetzen könnte, die mit 23 Milliarden nicht gerade gering sind. Wo investieren, wo Synergien nutzen, was nicht mehr machen, was vermehrt machen – ein Weissbuch zu Bildungsfragen sozusagen.

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