Vereinbarkeit Beruf und Familie

12 Fragen an…Petra Gössi


1. Was war Ihr Traumberuf, als Sie Kind waren?


Ich liebe das Wasser. Darum wollte ich Meeresbiologin werden. Irgendwann habe ich jedoch realisiert, dass ich dazu entweder zu einer Labormaus werde oder ans Meer ziehen muss. Beides kam für mich nicht in Frage und so schlug ich eben einen anderen Weg ein.


2. Was war Ihre erste politische Handlung – und wann?


Im Gymnasium war ich Mitglied des „Stufenparlaments”. In dieser Schülerorganisation habe ich die Interessen der Schülerinnen und Schüler vertreten und beispielsweise vor der Gymi-Leitung für einen Raum gekämpft, in dem wir unbeaufsichtigt unseren Hobbies nachgehen konnten.


3. Was mögen Sie an der Schweizer Politik?


Mir gefällt, dass wir vor einer Abstimmung alle für unsere Überzeugung kämpfen können. Hat die Mehrheit aber entschieden, wird das Resultat akzeptiert und man richtet sich nach den entsprechenden Gegebenheiten aus. Zu dieser Tugend müssen wir aber Sorge tragen. Es gibt immer häufiger Abstimmungen, nach denen Unmut über das Resultat und den Souverän laut wird. Das ist sehr gefährlich.


4. Mit welcher berühmten Persönlichkeit (ob noch am leben oder nicht) würden Sie gerne abendessen – und warum?


Mit Jacques Cousteau, wegen seines einmaligen Pioniergeistes und weil er sich die Freiheit nahm, sich vollständig von seinen alten Überzeugungen zu lösen und anfing, für den Erhalt der Unterwasserwelt zu kämpfen. Er hatte den Mut, gescheiter zu werden und dies die Welt wissen zu lassen.


5. Was war bisher Ihr glücklichster Tag als Politikerin?


Es war kein Tag, sondern ein Moment: Als ich vor der Vereidigung als Nationalrätin über den Bundesplatz auf das Bundeshaus zulief. Der Anblick des Gebäudes war faszinierend, weil ich realisierte, dass ich das Bundeshaus noch gar nie richtig angeschaut hatte, obwohl ich während des Studiums in Bern lebte. Plötzlich war mir bewusst, dass jeder Politiker mit seinen Entscheiden Verantwortung für die Bevölkerung und sein Land trägt.


6. Was sind die Vor- und Nachteile Ihres Berufs?


Für mich ist Politik kein Beruf, sondern ein Mandat, das ich neben meiner beruflichen Tätigkeit als Juristin in einer Beratungsfirma in Zürich ausübe. Der Vorteil der Politik ist, dass ich einen sehr breiten Blickwinkel für die verschiedensten Anliegen der Menschen in der Schweiz erhalte und dass ich Volk wie auch Land mit allen seinen Eigenheiten immer besser kennen lerne. Ein Nachteil ist für mich die Öffentlichkeit, in der ein Politiker steht.


7. Welche drei Probleme sollte die Politk unverzüglich anpacken?


Die Wahrung der Freiheit und damit zusammenhängend den Rückbau des Staates, die Erneuerung des Generationenvertrages, um die AHV zu sichern, und eine Raumplanung, die eine effiziente Nutzung unseres Lebensraumes ermöglicht, indem in Städten und Dörfern höher und dichter gebaut werden kann.


8. Welche Länder haben Sie bereist, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und warum?


Guatemala habe ich bereist, als ich 16 Jahre alt war. Zurück in der Schweiz hatte ich den ersten Kulturschock meines Lebens. Ich war erschüttert von der Armut, die ich gesehen hatte. Das Bild von Menschen, die trotz des warmen Wetters frierend vor Hunger am Strassenrand bettelten, habe ich noch heute vor Augen. In Afrika hat einiges einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie zum Beispiel das Licht, die Armut, die vom Kolonialismus hinterlassenen, schwer zu überwindenden Schäden, die Ausbeutung des an Rohstoffen so reichen Kontinents. Viele Staaten in Europa beeindrucken mich sehr, da sie mir immer von Neuem den Reichtum unserer vielfältigen Kultur zeigen.


9. Sie haben einen Wunsch frei. Was wünschen Sie sich für die Schweiz?


Mehr Selbstbewusstsein und keine Angst vor unserer Einzigartigkeit. Da wir ein kleines Land sind, mussten wir immer anders agieren als unsere Nachbarn. Ich wünsche mir, dass wir diesen selbstständigen Weg auch in Zukunft mit Mut und Selbstvertrauen gehen.


10. Was Interessiert und bewegt die jungen Leute von heute?


Die richtigen Entscheide für den eigenen Lebensweg und die Berufswahl zu treffen, Sport im Allgemeinen und die Einwanderung.


11. Was raten Sie dem Berufsnachwuchs?


Mut zur Entscheidung. Denn jeder Entscheid lässt uns einen Schritt voranschreiten und die meisten Entscheide können korrigiert werden, wenn sich der Weg plötzlich doch als falsch erweist. Es gibt zwar kluge und weniger kluge Entscheide – dumm ist aber nur, sich nicht zu entscheiden. Denn dann stagniert man oder überlässt jemand anderem den Entscheid.


12. Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?


„Eine handvoll Worte” von Jojo Moyes.