Standortförderung

«Alle Award-Gewinner der letzen Jahre sind noch heute erfolgreich am Markt»



Carolina Müller-Möhl präsidiert seit zehn Jahren die interdisziplinäre Jury des Swiss Economic Award, dem wichtigsten Jungunternehmerpreis der Schweiz. In dieser Zeitspanne haben über 2000






Jungunternehmen am Wettbewerb teilgenommen. Unter ihrem Präsidium wurden bisher 30 innovative und zukunftsträchtige Firmen ausgezeichnet.



Frau Müller-Möhl, wissen Sie aufgrund Ihrer langjährigen Tätigkeit, wie erfolgreich die Gewinner des Swiss Economic Award auf die Dauer sind?


Carolina Müller-Möhl: Ja, ich verfolge dies zusammen mit dem Team des Swiss Economic Forum sehr aktiv. Bei den Gewinnern der letzten zehn Jahre haben wir eine Erfolgsquote von 100 Prozent. Das bedeutet, dass alle seit 2006 ausgezeichneten Jungunternehmen heute noch erfolgreich am Markt sind. Die Mehrzahl der Firmen ist signifikant gewachsen und hat wertvolle neue Arbeitsplätze geschaffen. Ich bin offen gesagt stolz auf diese hervorragende Bilanz, die auf die hohe Qualität unseres, von der SQS zertifizierten, Jurierungsverfahrens schliessen lässt. Einen wichtigen Beitrag leisten dabei auch die kompetenten SEF-Experten und Jurymitglieder, die sich mit überdurchschnittlichem Engagement und einem jährlichen Aufwand von über 1500 Arbeitsstunden für den Swiss Economic Award einsetzen.



Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Jungunternehmens?


Das ist eine gute Frage, auf die es keine kurze Antwort gibt. Es müssen ja sehr viele Faktoren zusammenpassen. Eine neue, geniale Dienstleistung oder ein innovatives Produkt alleine stellen noch lange keinen Garant für erfolgreiches Unternehmertum dar. Die gekonnte Markteinführung, der effiziente Vertrieb, die Qualitätssicherung, die hohe Kundenzufriedenheit und schliesslich das Erzielen der nötigen Umsätze und Margen sind weitere wichtige Bausteine auf dem Weg zur von uns ausgezeichneten, überdurchschnittlichen unternehmerischen Leistung. Zu den wichtigsten Faktoren gehören aus meiner Sicht aber sicher die Treiber zu den oben erwähnten Punkten. An erster Stelle möchte ich hier die Leidenschaft nennen. Im Rahmen von unseren Unternehmensbesuchen oder bei den Schlusspräsentationen ist es immer wieder ein Erlebnis, die leuchtenden Augen der Jungunternehmerinnen und -unternehmer zu sehen und die grosse Leidenschaft zu spüren, mit denen die Ziele der Businesspläne verfolgt werden. Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Zusammensetzung der Teams und der Teamspirit. Jungunternehmen werden immer öfters von mehreren Personen gemeinsam gegründet. Der grosse Vorteil dabei ist, dass die junge Firma sofort sich ergänzendes interdisziplinäres Wissen im Team zur Verfügung hat. Zudem entwickeln gut funktionierende Teams eine hohe Dynamik. Dadurch vermögen sie den sich heute sehr schnell ändernden Rahmenbedingungen ideal zu folgen und adaptieren auch die laufenden technologischen Fortschritte sehr rasch.



In der Schweiz wird in der Öffentlichkeit mit unternehmerischen Misserfolgen härter ins Gericht gegangen als zum Beispiel in den USA. Stört Sie dies?


Man hört ja oft diese auch etwas überspitzten Darstellungen aus dem Silicon Valley, dass nur jemand wirklich ein erfolgreicher Unternehmer werden kann, der zuerst ein bis zwei Start-ups in den Sand gesetzt hat. Ich finde dies viel zu plakativ. Das Wichtigste ist, dass man aus Fehlern laufend lernt. Geschieht dies rechtzeitig, braucht man aus meiner Sicht nicht zuerst zwei Konkurse hinter sich zu bringen, um erfolgreich zu werden. Wichtig ist aber die stetige kritische Auseinandersetzung mit sich selber und mit der aktuellen Situation. Wir machen im Rahmen der Wachstumsinitiative SEF4KMU die Erfahrung, dass man sehr offen und gewinnbringend über die Fehler und Herausforderung diskutieren kann. Wir bieten in dieser Initiative den Schweizer KMU die Möglichkeit, die eigenen Wachstumsstrategien mit einem massgeschneiderten Expertenteam zu überprüfen. Im Rahmen dieses Prozesses stehen immer die Schwächen und Fehler im Zentrum der offenen Diskussionen mit den Unternehmern. Das bringt einen viel grösseren Nutzen, als sich nur für die erfolgreichen Punkte loben zu lassen. Zusammenfassend würde ich sagen, dass wir in der Schweiz innerhalb der Firmen und im vertrauten Kreis eine sehr gute Fehlerkultur haben. In der Öffentlichkeit ist man in unserem kleinen Land bei Misserfolgen naturgemäss mehr exponiert als zum Beispiel in den USA mit 300 Millionen Einwohnern. Wichtig ist, dass wir durch diesen Umstand unsere Risikobereitschaft nicht verlieren.