Vereinbarkeit Beruf und Familie

Gesucht sind Frauen im Management


Carolina Müller-Möhl, Beirätin der „Generation CEO“, erklärt, warum sie sich aus Überzeugung für die Initiative engagiert.

Die „Generation CEO“ ist eine wichtige initiative, deshalb engagiere ich mich aus Überzeugung und von Herzen für die Sache, obwohl sich so der Frauenstempel auf meiner Stirn wohl weiter festigen wird.

Gesucht sind Frauen im Management, Frauen im Verwaltungsrat, Frauen im stiftungsrat? Aach, frag doch mal die Müller-Möhl. als würde ich hier nicht eine Unternehmensgruppe leiten, sondern ein Frauenkompetenzzentrum. Lustig finde ich das nicht, aber schließlich gilt auch hier: nur der stete Tropfen höhlt den Stein. Wir haben heute weniger als sechs Prozent Frauen im Top-Management von Großunternehmen, das ist fast derselbe Anteil wie vor zehn Jahren. nennen sie mir ein Gebiet, wo sich innerhalb einer Dekade überhaupt nichts weiterentwickelt hat! In den Geschäftsleitungen der größten 100 Schweizer Unternehmen ist der Frauenanteil seit 2009 sogar um ein Prozent auf vier Prozent gesunken.


Wir kommen also nicht darum herum, immer wieder über das Thema zu reden, die Bevölkerung immer wieder zu sensibilisieren, denn die ganzen vernünftigen und wissenschaftlich fundierten Argumente reichen ja nicht. Ich mache das inzwischen bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit, das entsprechende Stigma nehme ich hin. Die Gelegenheit dazu habe ich insbesondere auch als Mitglied von Nominations-Komitees unterschiedlicher Organisationen. Ich empfinde es als Pflicht und auftrag, in dieser Position dafür zu sorgen, dass Longlists ohne Frauen klar zurückgewiesen werden und am Schluss auch auf der Shortlist Kandidatinnen stehen. Und zwar nicht, weil ich den Frauen etwas Gutes tun will: Qualifizierte Führungskräfte sind ein wesentlicher Bestandteil jeder Unternehmensstrategie, und die zu begleiten ist ja nun einmal die Aufgabe eines Verwaltungsrats.


Wenn wir also Talente wollen und uns einig sind, dass Talent kein Geschlecht kennt, dann können wir es uns einfach nicht leisten, auf fünfzig Prozent der Bevölkerung zu verzichten. Es geht aber längst nicht nur um Top-Positionen – auch im tiefer liegenden Kader, in den Stiftungsräten und Vereinen mangelt es an kompetenten Frauen. Und das Argument, man könne keine finden, zieht nun wirklich nicht mehr.

Vorankommen werden wir allerdings nur, wenn wir auf allen Ebenen anpacken. Es liegt nicht nur an den unternehmen, die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und familie zu schaffen. Gefragt sind auch Politik, Bildung und erziehung und die Medien, die das Bild von Gesellschaft ganz wesentlich prägen. Wir brauchen die richtigen Rahmenbedingungen für die neue Arbeitswelt – von intelligenten Steuergesetzen über Ganztagsschulen bis hin zu flächendeckenden Kinderbetreuungssystemen.


Wir brauchen Bildungsinstitutionen, die Jungen und Mädchen auf das Leben in einer Welt vorbereiten, in der Mann und Frau die Aufgaben beider Geschlechter übernehmen. Solange wir Schulbücher haben, die das klassische Rollenmodell zementieren, in dem Mami zu Hause kocht, während Papi nach der Arbeit mit dem sohn in der Garage das Fahrrad repariert, müssen wir uns doch nicht wundern, wenn wir in den unter nehmen bis heute die eignung weiblicher Führungskräfte diskutieren. Noch heute lastet auf berufstätigen Müttern enormer rechtfertigungsdruck.


Und wir brauchen eben auch eine Form der Berichterstattung, die Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen oder Managerinnen nicht ständig auf ihr Frausein reduziert. Medien leisten einen ganz wesentlichen Beitrag hinsichtlich der Wahrnehmung der Geschlechter. Man findet in ihnen neben Paris Hilton, Britney spears oder nicole richie leider noch zu selten frauen wie indra nooyi, CEO von Pepsi.


Es ist wirklich nicht angenehm, oft die einzige Frau und dann auch noch diejenige zu sein, die Frauenthemen auf die Agenda bringt. Aber wenn wir uns nicht gegenseitig stärken, um die Diskussion voranzubringen, werden wir in unseren Positionen noch sehr lange ziemlich einsam bleiben. Gerade die Frauen in Führungspositionen müssen da noch viel häufiger und innerlich überzeugter mitziehen! Wir führen keinen Geschlechterkampf, das muss an dieser Stelle unbedingt gesagt sein – wir setzen uns ein für die Balance der Talente. Gemischte teams, das ist die Lösung! Auch deshalb unterstütze ich diese Initiative.


Dass wir Mädchen ermutigen und darauf vorbereiten, Verantwortung zu übernehmen, ist aus meiner Sicht auch Teil unseres Jobs. Wo es keine Vorbilder gibt, gibt es auch keine Nachahmer.

Ich hoffe sehr, dass die Frauen im Netzwerk keine Angst davor haben, als kompetente Führungskräfte auch mit dem Thema Frau sichtbar zu werden. Dass wir alle lieber über andere Themen reden würden, versteht sich von selbst.