Bildung

Die Wirtschaft auf der Suche


Pilatus – Über 230 Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik konnte das Wirtschaftsforum auf den Pilatus locken. Auch weil man mit dem Thema ins Schwarze getroffen hat.


Ohne gute Mitarbeiter keine Ideen, ohne Ideen keine neuen Aufträge und ohne neue Aufträge kein Geld – so einfach lässt sich der Wert der Angestellten im Unternehmen beziffern. Die Suche nach gutem Personal wird auch in der Zentralschweiz immer schwieriger. Deshalb hat die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) mit den Themen für das Zentralschweizer Wirtschaftsforum auf dem Pilatus ins Schwarze getroffen. 230 Wirtschaftsführer waren gestern auf den Pilatus gepilgert, um über die Themen Bildung, Innovation und Arbeitskräfte zu diskutieren.



Zum dritten Mal durchgeführt


Gekommen wären gerne noch deutlich mehr. Die Warteliste sei lang gewesen zum dritten Geburtstag des Wirtschaftsforums, sagte Felix Howald, Direktor der IHZ. «Zur Diskussion der Thematik braucht es eine gewisse Flughöhe, die haben wir hier auf dem Pilatus », eröffnete Howald den Tag. Neben Oscar J. Schwenk, Verwaltungsratspräsident von Pilatus Aircraft, Christiane Leister, Inhaberin der Leister- Gruppe aus Kägiswil, und Ralph Müller, Chef der Firma Schurter aus Luzern, waren viele Firmenchefs und Vertreter der Hochschule Luzern auf dem Luzerner Hausberg dabei.



Eine Spitzenreferentin eröffnete


Gleich die erste Rednerin war hochkarätig. Mit Carolina Müller-Möhl konnte eine der wichtigsten Frauen der Schweizer Wirtschaft das Forum eröffnen. Auch wenn sie sich manchmal wie ein Wanderpokal fühle, angesichts der vielen Einladungen als Referentin, seien ihr die Auftritte sehr wichtig. «Ich sehe mich als Wanderpredigerin im Dienste der Bildung.» Sie ist Gründerin der Müller-Möhl-Foundation, die sich für Bildung, Gleichstellung und Förderung des Schweizer Wirtschaftsstandortes engagiert. Die Schweiz habe Nachholbedarf bei der frühkindlichen Förderung. Viele Fähigkeiten wie zum Beispiel Durchhaltevermögen würden nun mal schon im Kleinkindalter entwickelt. «Glauben Sie Ihren Kollegen von der SVP nicht. Es ist nicht so, dass sich der Staat in die Familien einmischen will», sagte Müller- Möhl – und spielte damit auf einen möglichen früheren Beginn des Kindergartens an. Paul J. Hälg, Chef der Firma Dätwyler aus Altdorf, setzte einen anderen Schwerpunkt: «Wir Schweizer sind innovativ und international stark. Das duale Bildungssystem ist ein Grund dafür. Die Lehre limitiert die Zukunftschancen nicht, sie eröffnet sie.» Wichtig für die Weiterentwicklung in seiner Firma seien aber auch Englischkenntnisse. Dieses Bedürfnis der Wirtschaft, die immer internationaler wird, hat der Kanton Zug, am Forum vertreten durch Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel, bereits in ein neues Projekt umgesetzt. Neben der KV-Lehre mit Englisch-Schwerpunkt soll es in Zukunft auch eine Lehre geben, die komplett auf Englisch ist – inklusiv Schule. Bei dieser Vorlage wollte auch der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor Reto Wyss nicht nachstehen: «Auch wir planen eine Erweiterung unseres Angebots für die Lehre mit Englisch-Schwerpunkt. Wyss, der vor seiner Wahl in den Regierungsrat im Jahr 2011 selbst Unternehmer gewesen ist, appellierte gleichzeitig an die Wirtschaft. «Suchen Sie Kontakt zu den Schulen. Lassen Sie Klischees, dass die Jungen heute eh nichts mehr können, vor der Tür. Denken Sie daran, Sie sind Vorbilder.» Um die Vorbildfunktion ging es auch in der nachfolgenden Diskussion.



Flexibilität ist gefragt


«Wir kommen in einen Arbeitskräftemangel », betonte Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes. Die Jugendlichen und Studenten von heute hätten ganz andere Wertvorstellungen und Erwartungen. «Heute stellt der Arbeitnehmer Anforderungen zum Beispiel an das Arbeitspensum », so Bigler. Ohne Flexibilität von Seiten der Firmen gehe es heute nicht mehr, betonte Marion Klein, Chefin der Reisegepäckfirma Pack Easy aus Emmen. «Wir haben sehr viele Frauen im Unternehmen und der Geschäftsleitung, die auch Kinder haben. Die Kinderbetreuung in der Schweiz ist aber noch nicht gut geregelt», so Klein. Zudem würden laut Bigler auch mehr Männer nur noch in einem Teilzeitpensum arbeiten. Das sei, sagt Jörg Lienert, Inhaber der gleichnamigen Kadervermittlung aus Luzern, zwar komplizierter, aber ein Trend, der nicht aufzuhalten sei. «Wir haben in Zukunft nicht einfach Hunderte Leute, die bei uns arbeiten wollen», so Thomas Studhalter, Regionalleiter bei der KPMG Zentralschweiz.