Bildung

Das nötige Rüstzeug

Liebe Leserin, lieber Leser

In den letzten Wochen wurde die Frage, welches Bildungssystem und welche Lehrpersonen die Schweiz braucht, in Politik und Öffentlichkeit intensiv diskutiert. In der Tat müssen wir uns fragen, welche Aufgaben unser Bildungssystem erfüllen soll. Meiner Meinung nach muss Bildung auch dasjenige Wissen vermitteln, welches unsere Jugend braucht, um sich ein Leben lang in einer komplexen, globalisierten Welt zurecht zu finden. Natürlich gehört dazu Sprachkenntnis oder Mathematik. Dringend nötig ist aber zunehmend ein ausreichendes Verständnis für ökonomische Prinzipien und Zusammenhänge. Denn ob iPhone, Internet oder Plakatwände: Unsere Kinder werden täglich mit Werbung bombardiert, die zum Konsum anregt. Der Umgang mit diesen Verführungen ist für Jugendliche wie auch für uns Eltern eine grosse Herausforderung. Aufgrund von mangelndem Wissen über die wichtigsten Regeln der Konsumgesellschaft und des Finanzsystems geraten viele Jugendliche in die Schuldenfalle. Fast 40 % der 18- bis 24-Jährigen in der Deutschschweiz haben Schulden. Und viele von ihnen bleiben verschuldet: 80 % aller Erwachsenen mit Schulden hatten diese schon vor ihrem 25. Altersjahr. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Deshalb sollten wirtschaftliche Themen und Finanzwissen in unseren Lehrplänen verankert sein. Kinder sind keineswegs zu jung für solche Lerninhalte; auch ein Erstklässler versteht, dass ein Fünfliber, einmal ausgegeben, weg ist. Umfragen zeigen, dass gerade Teenager gerne mehr über den verantwortungsvollen Umgang mit Geld erfahren würden. Könnten wir diese Bildungslücke schliessen, wäre ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Verschuldung getan. Dafür braucht es aber mindestens die im Lehrplan 21 angedachte Bildungsreform. Die Verantwortungsträger aus Bildung, Politik und Gesellschaft müssen alle an einem Strick ziehen. Sie würden damit einen entscheidenden Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität unseres Landes und zur gemeinsamen Verantwortung für die nächste Generation leisten.



Carolina Müller-Möhl ist Präsidentin der Müller-Möhl Group und Mitglied von Verwaltungs- und



Beiräten, u.a. der NZZ, der Avenir Suisse, des Forum Bildung (Co-Präsidium) und der Pestalozzi Stiftung.



Sie leitet die Müller-Möhl Foundation, welche die gesellschaftspolitischen Engagements in



den Bereichen Bildung, Diversity und Förderung des Jungunternehmertums bündelt.