400 Kandidatinnen für VR-Mandate



Der Vorschlag des Bundesrats, eine «weiche» Frauenquote einzuführen, ruft die Arbeitgeber auf den Plan. Der Verband stellt 400 Frauen vor, die sich für ein VR-Mandat eignen könnten.

Mitten in den Diskussionen rund um die Frauenquote schlägt der Arbeitgeberverband 400 Frauen für die Verwaltungsräte von Schweizer Unternehmen vor. In einer am Dienstag veröffentlichten Publikation werden weibliche Führungskräfte präsentiert, die sich laut dem Verband für ein VR-Mandat eignen könnten. Die Publikation umfasst Porträts von 200 Frauen, die bereits ein Verwaltungsratsmandat bei einem oder mehreren SPI-Unternehmen haben und/oder bei einem der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber beschäftigt sind. Zudem wurden zusammen mit fünf Projektpartnern 200 Profile potenzieller Verwaltungsrätinnen erstellt. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen Branchen und Berufsbildern.


Ins Rampenlicht rücken

Die Porträts sollen Frauen sichtbar machen, um als Beispiele das weitverbreitete Argument zu entkräften, es gebe nicht genügend qualifizierte Frauen für die Besetzung von Verwaltungsräten, sagt Headhunterin Doris Aebi von Aebi + Kuehni, die zu den Projektpartnern zählt. Bei der Besetzung des Verwaltungsrats werde noch zu häufig nur aus dem eigenen Beziehungsnetz rekrutiert. Und da in der Mehrheit immer noch Männer die Verwaltungsräte besetzten, würden ihnen diese Frauen noch zu wenig auf dem Radar erscheinen. Im Verwaltungsrat brauche es zudem nicht nur Firmenchefs, sondern auch spezifische Kenntnisse, etwa aus dem Bereich Finanzen und Personal. Auf der Liste sind beispielsweise die Personalchefin von Holcim Central Europe oder die Finanzchefin von Braun Medical.


Kritik an der Liste

Die Publikation erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gebe viele weitere Frauen, die gleichwertig aufgeführt werden könnten, heisst es. Umgekehrt wollten sich nicht alle geeigneten Kandidatinnen porträtieren lassen. Aus Sicht von Clivia Koch, Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz, ist die Publikation des Arbeitgeberverbandes dennoch problematisch. Sie sei nicht fair gegenüber allen anderen fähigen Frauen, die nicht darin erscheinen würden. Zudem sollten nicht solche Listen im Vordergrund stehen, sondern die Rahmenbedingungen für erwerbstätige Frauen verbessert werden.

Die Frauenliste ist vor allem auch vor dem Hintergrund der Forderungen nach einer Frauenquote zu sehen. Der Bundesrat will mit der Aktienrechtsrevision grosse börsenkotierte Firmen dazu verpflichten, in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat je mindestens 30% Frauen und Männer zu haben. Wird die verlangte Quote nicht erreicht, müssen sich die Unternehmen rechtfertigen.


Spuren der Quotendiskussion

Die Quotendiskussion dürfte bei der Besetzung von Verwaltungsräten bereits ihre Spuren hinterlassen haben. Laut Schilling-Report ist der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der grössten hundert Schweizer Unternehmen Ende 2014 gegenüber 2013 von 13% auf 15% gestiegen. Vor fünf Jahren lag er noch bei 10%. Jedes dritte vakante Mandat wird heute mit einer Frau besetzt.


Mit freundlicher Genehmigung der NZZ.

Gratwohl, N. (2015).

400 Kandidatinnen für VR-Mandate.

In der NZZ vom 21.04.2015.